Selbst bei langer Erkrankung nach einer lebensbedrohenden Diagnose, trifft uns das Sterben oder die Todesnachricht manchmal unvorbereitet. Gerade, wenn Ärzte noch ein paar „gute“ Jahre prognostiziert haben. Noch ein, zwei oder fünf Jahre, die wir gemeinsam genießen wollten. Oft ist es auch so, dass gerade die letzten Wochen vor dem Tod noch einmal eine Besserung zeigten und dein lieber Mensch irgendwie wieder „fitter“ wirkte.

 

Dann, mit dem Sterben endet alle Hoffnung auf ein Wunder.

Der Tod ist ENDgültig.

 

Geplante Lebensträume zerplatzen, die trotz Krankheit noch einmal eine Perspektive gaben. Die innere Erschütterung kann sich wie ein Erdbeben auswirken, das dein Lebensgefüge in Trümmer legen lässt.

 

 

 

Der Körper schaltet auf „Schutzprogramm“ und sichert damit unser Überleben.

 

Im Moment, wenn du mit der Tatsache des Todes konfrontiert wirst, schaltet dein Körper auf „Schutzprogramm“, dass dein eigenes Überleben sichert. Dieses „Schutzprogramm“ ist sehr individuell. Ist dir der verstorbene Mensch sehr vertraut, aber für dein eigenes Leben und deine Gefühlswelt nicht fundamental wichtig, dann reagieren wir zwar sehr erschrocken und bestürzt, doch wir können weiter denken und weiter handeln.

 

Wenn jedoch ein lieber Mensch stirbt, der existenziell wichtig für unser Leben ist, ein Mensch, der unser ganzes Herz füllt mit Liebe und Sehnsucht, dann fühlt sich der Tod wie eine lebensbedrohende Amputation an. Doch wie gelingt es uns nun, den nächsten Atemzug zu tun? Wie weiterleben und nicht gleich mit sterben zu wollen?

 

Unser „Schutzprogramm“ versetzt uns in einen Schockzustand. Gerüche, Bilder, Wahrnehmung werden intensiver wahrgenommen – aber nur in Ausschnitten. Es ist wie eine Art Tunnelblick, wie in Watte gepackt oder wie unter einer Käseglocke. In dieser Hülle werden Ereignisse ausgeblendet und nur Reize werden wahrgenommen, die verarbeitet werden können. Ansonsten würde man verRÜCKT werden.

 

Doch dieser Schutzmantel trennt uns auch von anderen Menschen und der Wirklichkeit.

 

 

 

 

Die Schleusenzeit

 

Die Zeit zwischen dem Tod und der Beisetzung wird Schleusenzeit genannt. Auf Grund des Schockzustandes wollen viele diese Zeit möglichst schnell hinter sich bringen – zuerst. Meist lauten die ersten Sätze beim Bestatter*: „Wir haben schon mit dem Pfarrer gesprochen. Wir wollen so schnell wie möglich beisetzen. Abschied nehmen und noch mal den Verstorbenen sehen? Nein, das wollen wir nicht. Wir wollen den lieben Menschen so in Erinnerung behalten, wie er oder sie war. Machen Sie das alles!“

Erkennst du dich wieder?

 

 

 

Der Trauerweg beginnt

 

Wir haben gelernt alles Unangenehme erst mal wegzudrücken. Doch Hand aufs Herz. Um was geht es denn wirklich im Angesicht des Todes? Die Schleusenzeit ist nicht wieder zu bringen. Es gibt keinen zweiten Versuch. Was ist in dieser Zeit wichtiger, als Abschied zu nehmen und Liebesserklärungen auszusprechen? Und – verzeihen, auch wenn versöhnen erst mal nicht möglich ist.

 

 

 

 

3 Dinge, die dir helfen, die ersten Stolpersteine zu umgehen, auf dem Weg in eine gesunde Trauer.

 

 

 

1. Stabilität

 

Du brauchst eine zuverlässige und emphatische Person an deiner Seite, die sich nicht mitreißen lässt, in den Sumpf von Traurigkeit oder anderen aufkommenden Gefühlen. Eine Person, die den Überblick behält und Verantwortung für diejenigen übernehmen kann, die aufgewühlt, unsicher, wütend oder verzweifelt sind. Diese Person kann Gefühle aushalten, ohne zu bewerten. Sie ist Ruhepol und stützender Arm. Das kann eine Notfallseelsorger:In, ein Geistlicher, eine Sterbeamme oder Bestatter:In* sein.

Um die Schleusenzeit sinnstiftend zu gestalten, braucht es Geduld und den Blick dafür, welche Rituale nötig sind, damit der Abschied gelingen kann. Wenn es irgendwie möglich ist, empfehle ich eine Abschiednahme am offenen Sarg, damit der Tod beGREIFBAR wird und Gefühle ausgesprochen werden können. Wenn das nicht mehr geht, hilft ein Brief, ein Bild, ein Gegenstand, der mitgegeben werden kann, auf die letzte Reise deines lieben Menschen.

 

 

 

2. Praktische Unterstützung

 

Gerade wenn noch Kinder da sind, braucht es Menschen, die helfen den Alltag zu bewältigen. Dazu braucht es Tatkraft und Zeit um z. B.:

  •  Anrufe zu tätigen
  •  Informationen einzuholen und weitergeben
  •  Essen kochen oder vorbeibringen
  •  Kinder fahren
  •  im Haushalt oder Garten helfen
  •  für Gespräche zur Verfügung stehen

 

 

 

3. Ein Stück Normalität

 

„Normale Menschen“ sind nach einer Todesnachricht schwer zu finden. Denn meist geht es darum zu erklären, was passiert ist. Wer was falsch gemacht hat oder wer an etwas Schuld ist. Man verfängt sich dabei in seine eigenen Fragen und verliert den Blick für die Dinge, die NICHT zerbrochen sind. Für die Dinge, die etwas Leichtigkeit und trotz allem, vielleicht ein Lächeln bringen können. Doch genau dieser Blick für das, was noch Bestand hat und „Normal“ ist, gibt uns ein Stück Sicherheit und hilft uns die ersten Wochen zu überleben und weiter zu atmen.

 

 

Gibt es noch mehr Dinge, die dir geholfen haben, die ersten Stolpersteine zu umgehen, auf dem Weg in eine gesunde Trauer?

 

 

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