In der Lebensmitte kommen viele an den Punkt: „War das jetzt alles? Kommt da jetzt noch was? Das Leben ist gesetzt und eigentlich rund – es läuft. Man hat sich ja schließlich einiges aufgebaut!“  Eigentlich ist alles perfekt, aber es schleicht sich das Gefühl ein, dieser Weg geht nur noch schnurstracks gerade aus, denn:

 

  • bei einigen ist zu viel Routine drin, es fehlt das Gefühl von Zufriedenheit
  • oder da sind vielzählige oberflächliche Beziehungen, denen die Tiefe fehlt
  • andere haben das Vertrauen verloren in die eigenen inneren Impulse
  • es meldet sich ein Traum, ein Lebensziel, eine Sehnsucht

 

In dieser Situation zieht der Kopf gerne die Handbremse, der Bauch schreit nach Freiheit und Selbstbestimmung. Ein Spannungsfeld, das dich fast täglich auf die Zerreißprobe stellt. Gedanken schießen durch deinen Kopf: Kann ich mir das erlauben? Geht das überhaupt? Mir geht es doch eigentlich gut. Ich darf mich nicht beklagen? Das ist doch normal in meiner Generation! Habe ich ein Luxusproblem? Dein Gefühlshaushalt spielt verrückt.

Ich selbst habe mir tausend Mal überlegt, ob und wie und „kann ich“ – manchmal führt das Kopfkino in eine bodenlose Panik und man sieht nur noch, was man alles aufgibt und aufs Spiel setzt. Die Angst davor, das „erarbeitete Sicherheitspaket wegzuschmeißen“ ist riesig.

Mit dieser Denke manövrierst du dich sofort in eine Sackgasse.

 

 

Sicherheit ein tiefes Bedürfnis. Warum wir generell davor Angst haben, etwas aufzugeben oder loszulassen.

 

Die Psychologie erklärt uns Sicherheit mit der Bedürfnispyramide nach Abrahm Maslow (1908-1970)

Unsere essentiellen körperlichen Existenzbedürfnisse sind Essen, Trinken, Schlafen, Wärme und medizinische Grundversorgung. Haben wir das erst mal im Sack fühlen wir uns sicher. Und auch wenn wir heute nicht gleich unter der Brücke landen oder sterben: Wir haben Angst davor! – unsere Sicherheit zu verlieren.

Sicherheitsempfinden ist natürlich sehr individuell. Schon der gedankliche Verzicht auf den geliebten Skiurlaub oder der Besuch beim Nobel-Italiener löst bei manchem schon leichtes Bauchgrummeln hervor während andere am liebsten am Lagerfeuer sitzen, die Natur genießen und das niemals missen wollen.

Aus dieser Angst heraus spekulieren wir bei deutlichen Veränderungen gerne negativ: Wir malen uns alles Schlimme aus was passieren kann – selbst wenn wir gleichzeitig wissen, dass manches übertrieben ist.

Diese Angst hat wichtige Gründe: Sie soll uns ja beschützen und uns vor Gefahren bewahren. Darum ist es total wichtig, seine Ängste ernst zu nehmen, aber abzuklopfen. Wir können sie nur loslassen, wenn wir die Konsequenzen sachlich betrachten können, um anschließend frei zu entscheiden.

 

 

 

Wie ich es geschafft habe meine Bedenken in eine sinnvolle, wohl durchdachte Balance zu bringen.

 

Anfang Februar 2018: In dem Moment als ich meinen Aufhebungsvertrag unterschrieb und der Personaler sagte: So, jetzt geben Sie bitte gleich noch Ihren PC, Equipment, Ausweise etc. ab, war mir heiß und kalt, gleichzeitig. Innerhalb 1 Stunde waren 17 Jahre im Groß-Konzern aufgehoben.

Ehrlich? Das ist irgendwie schon wie ne Klatsche ins Gesicht! Auf so ein Gefühls-Tohuwabohu war ich nicht wirklich vorbereitet. Ich konnte in den ersten Tagen weder Freude noch Angst fühlen. Am liebsten wäre ich einfach nur ins Bett gekrochen.

Soweit kam es dann aber doch nicht! 🙂 Hatte ich mir doch schon vorher eine Strategie entwickelt: 4 Dinge an die ich mich erinnere, wenn’s mal nicht so gut läuft. Diese findest du hier..

Warum erzähle ich das alles? Ich will dir veranschaulichen, wie dich die negative Angstspirale hindert bei deinen Zielen und Lebenswünschen zu bleiben. Versteht den Text als Mutmacher.

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Seit ca. 7 Jahren falle ich von einer Restrukturierung in die nächste. Menschen, Chefs und Abteilungsbezeichnungen kommen und gehen. Was bleibt ist die ständige Veränderung. Was heute „potenzial“ hat, wird morgen „kritisch“ gesehen und umgekehrt. Langsam reifte die Entscheidung: „Dieser Weg ist nicht mehr mein Weg! Ich muss hier raus, Alternativen müssen her.“

Diese Alternativen fand in den nebenberuflichen Ausbildungen zum systemischen Business-Coach und zum Sport-Mental-Coach. Ich wurde quasi, zu meinem eigenen Strategie- und Motivations-Coach. Und als Controller konnte ich schon immer gut rechnen. ?

Aber ich setzte auch keine rosarote Brille auf, um der Wirklichkeit aus dem Weg zu gehen. Was ich brauchte, ist ein Plan und damit die Zuversicht, wie ein kontrollierter Ausstieg möglich sein wird. Funktioniert hat das nicht sofort, denn ich musste zuerst noch Klarheit finden, warum ich mich letztendlich immer wieder selbst boykottierte um den allerletzen Schritt zu wagen.

Nämlich.., unbewusst war ich immer noch sehr stark geprägt von den „Sprüchen“ meiner Eltern aus der Nachkriegsgeneration.

 

„Nur wer etwas leistet ist etwas wert!“

 

Solche Glaubenssätze schickten mich schnurstracks in die mentale Sackgasse und setzten mich total unter Druck. Ich malte mir schon in den buntesten Farben aus – im Falle eines Scheiterns – was meine Eltern sagen würden. Das war meine persönliche Motivationsbremse, in höchster Vollendung.

Letztendlich brachte mich folgende Aha-Erkenntnis aus der Sackgasse: Scheitern gehört zum Leben. Scheitern ist nicht das Ende.

 

 

Scheitern ist eine Chance!
Damit kommst du dem eigentlichen Problem auf die Spur und kannst deinen Weg anpassen.

 

Lass dich auf keinen Fall herunterziehen von solchen Momenten oder vermeide Denkweisen wie: „Ich kann das nicht! Ich schaffe das niemals! Ich bin nicht fähig dazu! Vielleicht ist das Ganze auch (noch) zu groß und es müssen kleinere Pakete geschnürt werden.

Als mir dieses System klar wurde, war der Haken im Kopf gelöst. Denn eigentlich wusste ich ja schon, wie es gehen könnte – das hatte ich ja schon längst auf Papier gebracht und „worst case scenarios“ aus allen Blickwinkeln betrachtet.

Es gibt einen Spruch, der lautet: „Hinfallen, Krone richten, weiterlaufen!“

Ich selbst würde ergänzen: „Hinfallen, Krone richten, hinsetzen und nachdenken und dann weiterlaufen!“

 

Meine Botschaft an dich: Manchmal ist der Bauch schlauer, er will uns etwas sagen für unser Leben. Wir erkennen nicht immer gleich, welche Veränderung für uns ansteht und haben auch nicht immer gleich eine Lösung parat. Wenn wir uns aber einlassen, was da in der Gefühlsküche brodelt und dem vertrauen, werden wir unweigerlich spüren, was er uns sagen will. Nur so können sich neue Chancen eröffnen, das zu tun, was wir wirklich lieben.

Denn es geht! Schalte deinen Forschergeist ein, lege bestimmte Scheuklappen ab, verändere Rahmenbedingungen und suche Verbündete. Spreche mit Freunden und „wohlgesonnenen“ Kollegen. Vereinbare einen Termin mit einem Steuerberater und manchmal brauchts auch einen Rechtsanwalt für eine rechtliche Beratung.

Im Ernst! Mein eigener Veränderungsprozess ging alles andere als von heute auf morgen. Das brauchte Zeit. Zeit zum reifen und Zeit für einige Wiederholungsschleifen. Aber letztendlich habe ich es geschafft. Weil ich es wollte.

 

 

Warum tue ich das?  Was gewinne ich?

 

Meine Tante Thea ist ein Vorbild für mich. Sie ist ein durch und durch herzlicher und fröhlicher Mensch, obwohl sie schlimme Schicksalsschläge hinnehmen musste. Ihre Lebensdevise lautet: „Was wirklich sicher ist, ist die Sicherheit, dass nichts sicher ist. Gestalte dein Leben, so weit du es kannst – alles andere ist eh nicht beeinflussbar!“

Das ist einfach, klar und ehrlich! Wenn ich alt bin und auf der berühmten Bank sitze, möchte ich so froh auf mein Leben schauen können wie meine Tante Thea – das ist mein Leitbild. An diesem Traum halte ich fest, immer!

Darum wage ich diesen Schritt in die Selbstbestimmung mit meinem Rucksack auf den Rücken. Die Büro-Schühchen habe ich gegen Wanderschuhe getauscht.

 

In meinem Rucksack habe ich das gepackt, was ich gewinne:

  • Leben und arbeiten in der Natur, das macht mich glücklich
  • Menschen helfen ihren Mut zu finden und die Angst als Schutzengel zu verstehen
  • Die Chance des eigenen Verzichts und die damit verbundene innere Freiheit
  • Vertrauen in meine Fähigkeiten, auch wenn ich nicht sofort eine Lösung parat habe

 

Zu fragen, welches Gipfelkreuz ich letztendlich am Berg finde, wäre vermessen. Ich lasse mich ein, auf das Unbekannte. Denn ich spüre: Stillstand macht mich träge und unzufrieden, aber Bewegung – geistig wie körperlich – ist für meine eigene persönliche Entwicklung unerlässlich. Ab Anfang Mai geht’s erst mal in eine ca. 6-monatige Auszeit. Herz und Hirn lüften, darauf freue ich mich sehr!

 

Bleibt mutig und beweglich,

Heidi